Im Forum Obdach Wien vernetzen wir ehemals wohnungslose Menschen miteinander und schaffen einen Raum in dem sie ihre Erfahrungen austauschen können und sich gegenseitig bei ihrem Neustart in der eigenen Wohnung unterstützen. Durch die verbindenden Erlebnisse in der Gemeinschaft erfahren sei Selbstsicherheit und Wirksamkeit, nicht zu unterschätzende Faktoren, die dazu beitragen, dass sie auch gut in ihrer neuen Situation ankommen und die Wohnung langfristig behalten können.
In unserem zweiten Kulturtransfairprojekt, diesmal mit dem Tanzquartier Wien, versuchen wir diesen Entwicklungsprozess auf einer neuen Ebene erfahrbar zu machen. Im Projekt „New Work“ werden neue Formen der Zusammenarbeit erlebbar. Durch gegenseitiges Lernen auf Augenhöhe werden unterschiedlichste Bereiche einer Tanzproduktion gemeinsam schrittweise erarbeitet. So mache auch ich als Projektleitung von Forum Obdach Wien als Teilnehmende in den Workshops mit und kann so in ganz neuer Weise mit den Menschen in Beziehung treten.
Hinter die Kulissen blicken
Zum ersten Kennenlernen konnten alle Interessierten eine Backstage-Führung und eine Vorstellung von Miet Warlop besuchen. Theresa Rauter, meine Projektpartnerin und Vermittlerin vom Tanzquartier, hieß uns herzlich willkommen und zeigte uns alle Arbeitsbereiche. Die Teilnehmenden erhielten so einen Einblick und konnten gut entscheiden, ob sie am Projekt teilnehmen wollen. Mehrere Workshops werden im Zeitraum von April bis Juni stattfinden.
Die ersten beiden Workshop-Tage haben sich auf Körper und Bewegung konzentriert. Den eigenen Körper zu spüren, die eigenen Bewegungen und die der anderen bewusst wahrzunehmen und zu reflektieren stand dabei im Fokus.
Durch loop-basierte Bewegungsmethoden von A.Gottfarb (zeitg.Tänzer & Choreograph) wurde ein Raum geschaffen, in dem sich die TeilnehmerInnen in der Gruppe ganz neu spüren und fallen lassen konnten.
Talente hervorholen
Am dritten Workshop-Tag wurde der Soundkünstler Guenther Berger eingeladen. Nach einer kurzen Einführung konnten wir selbst Hand anlegen. Sein elektronisches Setup mit sechs Klangerzeugern hat es uns ermöglicht intuitiv Musik zu machen und ein experimentelles Konzert miteinander zu spielen.
Einige TeilnehmerInnen von Obdach Wien sind MusikerInnen die seit Jahren kein Instrument mehr gespielt haben, beziehungsweise schon lange nicht mehr die Möglichkeit hatten mit anderen zu musizieren. Es war ein besonderes Glück für uns alle zu sehen, welche Freude es den Teilnehmenden machte und welch erstaunliche Ergebnisse in Kürze entstanden sind.
Wir freuen uns auf den zweiten Teil des Projekts ab Mitte Mai und stellen schon jetzt außer Frage, dass wir durch dieses Projekt Menschen einen Zugang zu kultureller Teilhabe geschaffen haben, die uns mit ihren individuellen Inputs und ihrem Erfahrungswissen bereichern werden.
Lena Kauer
Forum Obdach Wien